ludgerus-brunnen

Der Ludgerusbrunnen liegt von Alters her in der kleinen Alstätte, einem Kultort der heidnischen Vorfahren. Christliche Missionare suchten diese Stätte mit Vorliebe auf, um hier die Botschaft des Evangeliums zu verkünden. Auch der Heilige Liudger soll den Überlieferungen nach hier getauft haben. Urkundlich wird der Brunnen im Jahr 1541 erstmalig erwähnt. Mit Sicherheit ist anzunehmen, dass er vorher schon eine Ummauerung besaßt. Im Jahre 1622 ließ der Archidiakon von Billerbeck das Mauerwerk ausbessern. Zur 1050-Jahresfeier wurde der Platz neu gefasst und erhielt eine neue Überdachung. Die Arbeiten zogen sich bis in das Jahr 1860 hin.

Die barocke Brunnenkapelle, ein dreiseitig geöffneter Ziegelbau mit Sandsteingliederung, ist eine Stiftung des Billerbecker Stadtrichters und seiner Ehefrau aus dem Jahre 1702. Ihre Wappen findet man rechts und links über dem Eingang. 1953 wurde das Ensemble im Rahmen von Renovierungsarbeiten um die Liudgerfigur am Rand des Brunnens ergänzt.

 

In der Kapelle befindet sich ein barocker Steinsarkophag mit der liegenden Figur des Heiligen Liudger, der bis zum Bau des Domes 1892 in der Sterbekapelle stand. Zur 1050-Jahrfeier im Juli 1860 waren 36 geschlossene Prozessionen mit über 100.000 Gläubigen an die Stätte des Heiligen Liudger gekommen. Die Grabplatten aus dem 17. bis 18. Jahrhundert, rechts neben der Kapelle unter den Bäumen, stammen aus der alten Liudgerikirche. Oftmals sind im Laufe der Jahrhunderte die Münsterschen Bischöfe mit dem gläubigen Volk zum Ludgerus-Brunnen gepilgert.

 

1873 sagt Bischof Johann-Bernhard Brinkmann vor 8.000 Männern: "Sie mögen mein Hab und Gut nehmen, ich gebe es gern, sie mögen mir das Haupt abschlagen, dahin werden sie es nicht bringen, dass ich eine Strichlein preisgebe von der von mir übernommenen Pflicht.". Diesem Bekenntnis folgten in den nächsten Jahren Gefängnis und Verbannung.

 

Am 2. Mai 1934 sagt Bischof von Galen vor 18.000 Männern in einer seiner ersten Predigten und nahm damit seinen Widerstand gegen das Dritte Reich auf: "Soll man einst von uns sagen, dass wir vergessen und verleugnet haben, was seit St. Liudgers Zeiten unseres Volkes kostbarster Besitz war" ...Haltet fest am Glauben, wie Eure Väter an ihm festgehalten haben!" Die Stelle links der Brunnenkapelle, von der aus der Bischof gesprochen hat, ist mit einer Bodenplatte markiert.

 

Der Ludgerusbrunnen war einst der Ausgangspunkt des Billerbecker großen Kreuzweges vom Karfreitag, der Gardinen-Prozession. Der Weg wurde von vierzehn, in Baumberger-Sandstein gehauenen Stationen markiert. Sie waren jeweils in einer stattlichen Größe von etwa 2,5 Metern gearbeitet. Der Baumberger Sandstein ließ sich besonders gut bearbeiten, jedoch war er nicht hart genug, der Witterung Stand zu halten. Daher ist keine der Stationen vollständig erhalten geblieben.

 

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Zusätzliche Anmerkungen aus den Aufzeichnungen "Billerbeck Impressionen aus der Sicht eines Blumenfreundes" von Paul Schulze Isfort - Mai 1985:

 

20. September 1959 sagt Bischof Dr. Michael Keller und schloss mit folgenden Worten das 1.150 jährige Ludgerusjubiläum: "Betrachtet ihr euren Glauben noch wirklich als das wertvollste Gut, was ihr besitzt?" und erinnerte dabei an seine Predigt von 1948 in Billerbeck über die innere Glaubensbedrohung und Gefahr, dass im Münsterland nach weiteren 50 Jahren das Werk des h. Liudger vernichtet sein könne. Wenn sich alle dazu aufrafften, könne der Tag von Billerbeck eine gewonnene Schlacht werden. Er sprach vor 12-15.000 Personen und es war ein kleiner Katholikentag, so schrieb die Tagespresse. Zum Schluss sagte er: "Ich zweifle nicht daran, dass meine Worte in euren Herzen Widerhall gefunden haben. Vor allem gründe ich meine Zuversicht darauf, dass St. Liudger als machtvoller Fürsprecher ganz sicher uns allen Gnade erflehen wird. Der hl. Liudger hat uns als seine Kinder geboren. Unsere Pflicht ist es - Liudgers Kinder zu bleiben!"

 

Am 27.11.1983, am 1. Missions-Sonntag, wurden von Pater Basilius Senger und Herrn Schulze-Isfort, dem Förderer des Liudger-Brunnen, die Beschriftung festgelegt. Drei wichtige Gedanken von Herrn Schulze-Isfort wurden im Gedenkweg fest verankert:

1. Christ sein war der Anfang seines Lebens

2. Durch die Taufe schuf er eine große Gemeinschaft

3. Noch in der Sterbestunde betete er mit seinen Brüdern 

Mit dem letzten Gedanken gab Liudger einen Doppel-Beschluss auf: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden. Dieser Ausspruch galt den jetzigen und den künftigen Generationen.

Viele Gruppen haben sich um den Brunnen Gedanken gemacht. Viele Hände haben sich geregt, um den Brunnen einen liebevollen Rahmen zu geben. Weit über drei Jahre haben Freunde des Brunnes in ihrer Freizeit, ohne Entgelt Ginge getan, die einem großen Kreis Freude bereiten. Viele Hundert Grünpflanzen wurden gepflanzt, unter anderem 450 Stück Rhododendren, die der gesamten Brunnenanlage einen geräumigen Rahmen verleihen. "Wahret die Güter, die Ahnen Euch spenden. Seid Schirmer und Hüter mit sorgsamen Händen.". Sei aber auch an die vielen freigiebigen Spender gedacht, die dem ständigen Wachsen des Brunnes mit Freude zusahen.

 

Zum 26.03.1984 hat man die schöne Kreuzigungsgruppe aus Sicherheitsgründen herausgenommen und vorerst das Tragekreuz des Kolping aufgehängt. Der Unterbau des Altares "Liudger auf dem Sterbebett" stand bis zum Bau des Domes 1892 in der Sterbekapelle der Ludgerikirche. Zum obigen Datum wurde auch die Innenkapelle völlig neu restauriert einschließlich Verzinkung des Tores. Um den Brunnen wurde ein Liudger-Gedenkweg geschaffen. An 10 Säulen wurde das Leben "Liudgers" beschrieben.

 

Im vergangenen Gedenkjahr 1984  hatten wir den hl. Liudger fast 24 Stunden unter uns. Nach 1.175 Jahren kehrte er an seinen Sterbeort zurück. Am 12. Mai um 18 Uhr wurde der Schrein nach Billerbeck überführt und hatte anschließend ein großes Festhochamt. Nachts hatten sich Billerbecker um ihn geschart und hielten Ehrenwache. Am 13. Mai, nach dem Hochamt wurde der Schrein nach Münster überführt. Natürlich hatte die Stadt zur Wiederkehr des hl. Liudger großen Blumen- und Fahnenschmuck angelegt.

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Bildstock-Nr. 11: Bildstöcke und Denkmäler - Billerbeck und Umgebung / mit Radwanderkarte

Herausgeber: Wolfgang Suwelack Stiftung 2005 unter Mitarbeit von Paul Schulze-Isfort (1920-1993)